02.08.09, 22:08
Gestern durfte ich 150 km einen Oldtimer fahren, davon die Hälfte am Steuer und zwar eine offenen Mercedes Tourenwagen, EZ 1939, ich schätze es war ein W18 ("Großer Mercedes"). Irres Fahrgefühl: Man hockt eingekeilt vor einer Trennwand zum gigantischen Fond, bei meiner Größe von stolzen 193 cm in voller Froschhaltung, ein monströses spindeldürres Lenkrad etwa 5 cm vor der Brust.
Die Lenkung altersbedingt mit einem gewissen Spiel, natürlich streng servofrei. Überhaupt, wenn man annimmt, daß das Wort "Lenkung" von "lenken" kommt, sollte diese Einrichtung "Zerrung" heißen. Dank fleißigem Fitnessstudiobesuch no problem, aber ich verstehe, warum die alten Meister immer diese merkwürdigen gelochten Autohandschuhe anhatten, man bekommt ganz schön heiße Handinnenflächen.
Die Bremsen: 4 Trommeln, streng servofrei, zuerst hat man das Gefühl, die Bremswirkung entspricht der meiner Gummisohle Schuhgröße 47 direkt auf dem Asphalt, aber wenn alte Instinkte erst wieder einsetzen ( mein 1. Auto war ein DKW Munga mit gleicher Bremskonfiguration, mein 2. ein Triumph Spitfire) und ich mich daran erinnere, daß ich bei diesem Fahrzeug die Bremskraft nicht mit dem Fuß reguliere sondern erzeuge und wirklich voll, aber vollllll reinlatsche, dann bremst die Fuhre ganz ordentlich.
Bedienung: startet völlig problemlos, fährt schaltertechnisch wie jedes andere Auto (Anlasserknopf ist ja wieder das allertollste), Blinkerschalter im Armaturenbrett hatte ich ja im Munga auch.
Getriebe: natürlich unsynchronisiert, d.h. zwischenkuppeln beim rauf- und runterschalten, bei stärkeren Drehzahlunterschieden bißchen Zwischengas, für einen alten Kradfahrer (die sind auch nicht synchronisiert) überhaupt kein Problem; unsynchronisiert macht die Sache eigentlich eher mehr Spaß.
was noch dazukommt: eingekeilt hinter der Spritzwand verglüht man fast bei 30° Außentemperatur, der Motor-Getriebeblock strahlt eine Hitze ab, wie eine Dampflok, Wärmeisolation war damals nicht.
und : 60 Brauereigaul-PS aus seitengesteuerten 2,9 l bei geschätzten 2 Tonnen reißen untenrum ganz gut an, aber das Teil ist ein echtes Steigungssuchgerät, noch dazu sind wir Pässe gefahren: vorneweg ein PKW-kundiger Fahrer am Steuer eines weit besser motorisierten Maybach mit Vorwählgetriebe aus der selben Periode, der es ganz schön krachen ließ, dann ich, hinter mir ein Mercedes 300 Cabrio (adenauer), ein 220 Cabrio aus den 50ern, ein BMW 507 und, bringing up the rear, ein ziemlich flotter Horch, auch mit Profifahrer. Will sagen, yours truly als geschwindigkeitsbestimmender Faktor, also ständig pedal to the metal, was man der alten Dame eigentlich nicht antun möchte.
Steigung rauf geht eigentlich: immer wenn es steil wird, kommt eine Kehre, also mit der li. Hand zerren, rechts schalten und synchron Fußballett: runter vom Gas und Auskuppeln, Leerlauf, einkuppeln, Gasstoß, auskuppeln, niederen Gang kratzfrei reinklinken (30 cm Weg an der 1 m Schaltstange) und das ganze nochmal und dann mit brüllenden 60 PS allmählich schön wieder die Gänge raufarbeiten, wenn es wieder flacher wird.
Runter: Du hast die Wahl zwischen Motor in niedrigen Gängen als Bremse brüllen zu lassen oder in der nächsten Kehre den Abflug zu machen. trotzdem bremsen, bremsen, bremsen, möglichst mit Pausen zur Abkühlung, den bei dem Auto habe ich gelernt was Fading bedeutet, zum Glück kam immer die Ebene, wenn die Bremsen zu sehr zu stinken begonnen haben.:cheesy:
Klingt nach Arbeit, wars auch, aber ein Wahnsinnsspaß. Man bekommt Hochachtung vor den früheren Fahrern, die auch auf viel schlechteren Straßen unterwegs waren als heute und versteht, warum eine Befahrung der Glockner Hochalpenstraße als automobiles Abenteuer galt, bei der man öfters zum Kühlwassernachfüllen und zum Abkühlenlassen der Bremsen anhielt.
Ich realisiere jetzt auch viel besser, was für ein modernes Fahrzeug ein 18 Jahre alter R129 ist und was für ein tolles Auto ein VW Käfer war, der 1939 dem viel teureren Mercedes von den Fahrleistungen und -eigenschaften durchaus davonfuhr.
Allerdings habe ich auch gesehen und vor allem gehört, welches Auto noch eine ganze Ecke toller als der R 129 ist: der BMW 507!! Ich fand ja immer schon, daß der umwerfend aussieht mit seinen Riesenrädern, die aus den Radkästen nur so rausquellen, aber wenn man mit einem offenen Wagen viele Kilometer dahinter her fährt: der Sound-Wahnsinn:cheesy::drool::drool::cheesy:: ein fast offen brabbelnder V8, eine typische BMW rast-klick-klack-Schaltung, ziemlich zeitgenössische Fahrleistungen und der Sound und der Look - mein neuer absoluter favorite, zum Glück viel zu teuer.
Die Lenkung altersbedingt mit einem gewissen Spiel, natürlich streng servofrei. Überhaupt, wenn man annimmt, daß das Wort "Lenkung" von "lenken" kommt, sollte diese Einrichtung "Zerrung" heißen. Dank fleißigem Fitnessstudiobesuch no problem, aber ich verstehe, warum die alten Meister immer diese merkwürdigen gelochten Autohandschuhe anhatten, man bekommt ganz schön heiße Handinnenflächen.
Die Bremsen: 4 Trommeln, streng servofrei, zuerst hat man das Gefühl, die Bremswirkung entspricht der meiner Gummisohle Schuhgröße 47 direkt auf dem Asphalt, aber wenn alte Instinkte erst wieder einsetzen ( mein 1. Auto war ein DKW Munga mit gleicher Bremskonfiguration, mein 2. ein Triumph Spitfire) und ich mich daran erinnere, daß ich bei diesem Fahrzeug die Bremskraft nicht mit dem Fuß reguliere sondern erzeuge und wirklich voll, aber vollllll reinlatsche, dann bremst die Fuhre ganz ordentlich.
Bedienung: startet völlig problemlos, fährt schaltertechnisch wie jedes andere Auto (Anlasserknopf ist ja wieder das allertollste), Blinkerschalter im Armaturenbrett hatte ich ja im Munga auch.
Getriebe: natürlich unsynchronisiert, d.h. zwischenkuppeln beim rauf- und runterschalten, bei stärkeren Drehzahlunterschieden bißchen Zwischengas, für einen alten Kradfahrer (die sind auch nicht synchronisiert) überhaupt kein Problem; unsynchronisiert macht die Sache eigentlich eher mehr Spaß.
was noch dazukommt: eingekeilt hinter der Spritzwand verglüht man fast bei 30° Außentemperatur, der Motor-Getriebeblock strahlt eine Hitze ab, wie eine Dampflok, Wärmeisolation war damals nicht.
und : 60 Brauereigaul-PS aus seitengesteuerten 2,9 l bei geschätzten 2 Tonnen reißen untenrum ganz gut an, aber das Teil ist ein echtes Steigungssuchgerät, noch dazu sind wir Pässe gefahren: vorneweg ein PKW-kundiger Fahrer am Steuer eines weit besser motorisierten Maybach mit Vorwählgetriebe aus der selben Periode, der es ganz schön krachen ließ, dann ich, hinter mir ein Mercedes 300 Cabrio (adenauer), ein 220 Cabrio aus den 50ern, ein BMW 507 und, bringing up the rear, ein ziemlich flotter Horch, auch mit Profifahrer. Will sagen, yours truly als geschwindigkeitsbestimmender Faktor, also ständig pedal to the metal, was man der alten Dame eigentlich nicht antun möchte.
Steigung rauf geht eigentlich: immer wenn es steil wird, kommt eine Kehre, also mit der li. Hand zerren, rechts schalten und synchron Fußballett: runter vom Gas und Auskuppeln, Leerlauf, einkuppeln, Gasstoß, auskuppeln, niederen Gang kratzfrei reinklinken (30 cm Weg an der 1 m Schaltstange) und das ganze nochmal und dann mit brüllenden 60 PS allmählich schön wieder die Gänge raufarbeiten, wenn es wieder flacher wird.
Runter: Du hast die Wahl zwischen Motor in niedrigen Gängen als Bremse brüllen zu lassen oder in der nächsten Kehre den Abflug zu machen. trotzdem bremsen, bremsen, bremsen, möglichst mit Pausen zur Abkühlung, den bei dem Auto habe ich gelernt was Fading bedeutet, zum Glück kam immer die Ebene, wenn die Bremsen zu sehr zu stinken begonnen haben.:cheesy:
Klingt nach Arbeit, wars auch, aber ein Wahnsinnsspaß. Man bekommt Hochachtung vor den früheren Fahrern, die auch auf viel schlechteren Straßen unterwegs waren als heute und versteht, warum eine Befahrung der Glockner Hochalpenstraße als automobiles Abenteuer galt, bei der man öfters zum Kühlwassernachfüllen und zum Abkühlenlassen der Bremsen anhielt.
Ich realisiere jetzt auch viel besser, was für ein modernes Fahrzeug ein 18 Jahre alter R129 ist und was für ein tolles Auto ein VW Käfer war, der 1939 dem viel teureren Mercedes von den Fahrleistungen und -eigenschaften durchaus davonfuhr.
Allerdings habe ich auch gesehen und vor allem gehört, welches Auto noch eine ganze Ecke toller als der R 129 ist: der BMW 507!! Ich fand ja immer schon, daß der umwerfend aussieht mit seinen Riesenrädern, die aus den Radkästen nur so rausquellen, aber wenn man mit einem offenen Wagen viele Kilometer dahinter her fährt: der Sound-Wahnsinn:cheesy::drool::drool::cheesy:: ein fast offen brabbelnder V8, eine typische BMW rast-klick-klack-Schaltung, ziemlich zeitgenössische Fahrleistungen und der Sound und der Look - mein neuer absoluter favorite, zum Glück viel zu teuer.

